Das duale Bildungssystem der Schweiz bietet Chancen - nicht für alle

Aktuell ist das duale Bildungssystem der Schweiz wieder verstärkt in der Diskussion, nachdem der Bundesrat ein Massnahmenpaket zur Stärkung der höheren Berufsbildung beim Schweizer Parlament beantragt hat.

Im Rahmen dieser Diskussion wird in der öffentlichen Meinung teilweise behauptet, dass der Weg über die Lehre keine Aufstiegschancen mehr bieten würde und allein der Weg über das Gymnasium zum persönlichen Wohlstand führe.

Das ist zu kurz gegriffen, da es sowohl schlecht bezahlte als auch gut bezahlte Lehrberufe gibt und man die Lehre nicht allein unter dem Blickwinkel des sozialen Aufstiegs betrachten kann, sondern auch die Möglichkeit berücksichtigen sollte, dass Lehrabgänger als Unternehmer durchstarten können - was durch Startkapitalhilfen von begüterten Eltern gefördert wird.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet duales Bildungssystem?

Die Bedeutung vom Begriff «duales Bildungssystem» bzw. die duales Bildungssystem-Definition in der Schweiz ist, dass es sich dabei um eine Ausbildung handelt, die zum Teil in einem Lehrbetrieb stattfindet (Praxisteil) und zum Teil an einer Berufsfachschule (Theorieteil).

Da die Wirtschaft die Hauptverantwortung für die duale Berufsausbildung trägt, ist eine Qualifizierung entsprechend den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes gewährleistet.

Am Ende der drei- oder vierjährigen Berufslehre erhalten die Lehrlinge in der Regel das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ). Insgesamt gibt es circa 180 verschiedene EFZ-Berufe.

Zusätzlich zur Berufsfachschule kann man aber auch noch die Berufsmaturitätsschule (BMS) während der Lehrzeit besuchen, nach der Lehrzeit oder in einem Flex-Modell während und nach der Lehrzeit.

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Nach dem erfolgreichen Abschluss der Berufsmaturitätsschule erhält man die Berufsmaturität, und damit neben dem EFZ einen zweiten Abschluss. Die Berufsmatura berechtigt zum Studium an einer Fachhochschule. Wer auch noch die Ergänzungsprüfung Passerelle macht, kann sogar an der Universität, der ETH oder an einer pädagogischen Hochschule (PH) studieren.

Das duale Bildungssystem der Schweiz als Chance

Bisher wurde das duale Bildungssystem in der Schweiz mit seiner Berufslehre unter anderem als Chance für Personen aus ärmeren Schichten betrachtet, um in der Gesellschaft aufzusteigen.

Heute sei der soziale Aufstieg nicht mehr so einfach möglich, wie es in einem Meinungs-Artikel von Arthur Rutishauser (Chefredaktor der SonntagsZeitung) heisst, weil man kaum etwas in einem Lehrberuf verdienen würde.

Zwar gebe es auch heute noch Aufstiegschancen, wie der SonntagsZeitung-Artikel zubilligt, etwa die Chance nach der Lehre die Berufsmatura zu absolvieren und dann sogar noch an der Universität zu studieren, wenn man die Passerelle-Ergänzungsprüfung macht. Aber dieser Weg sei sehr viel langwieriger als der direkte Weg zum Unistudium über das Gymnasium.

Berufslehre als Aufstiegschance für Arme

Der verkürzten Darstellung vom Autor des SonntagsZeitung-Artikels, man könne in Lehrberufen kein Geld mehr verdienen, ist entgegenzuhalten, dass Berufslehre nicht gleich Berufslehre ist.

Bei den 180 verschiedenen EFZ-Berufen gibt es Lehrberufe, in denen man wenig verdient, etwa als Coiffeur, es gibt aber auch Lehrberufe, in denen man sehr gut verdient, etwa als Informatiker oder als Polymechaniker.

Berufslehre als Selbst-Verwirklichungschance für Reiche

Es ist aber auch zu kurz gegriffen, die Berufslehre allein unter dem Blickwinkel der Aufstiegschancen in den unteren Schichten zu bewerten.

Denn es gibt auch viele Schüler aus gehobenen Schichten, die eine Berufslehre mit oder ohne Berufsmaturitätsschule (BMS) absolvieren. Aufgrund der finanziellen Mittel der Eltern haben diese Schüler sehr gute Berufs- und Karrierechancen, also durchaus Vorteile vom dualen Bildungssystem.

Zum einen werden Schüler aus wohlhabenderen Familien besser während der Ausbildungszeit unterstützt, etwa wenn auch noch die Passerelle gemacht wird und im Anschluss dann ein Studium an Universität, ETH oder PH.

Zum anderen kann das Netzwerk von gut ausgebildeten Eltern helfen, später den gewünschten Traum-Job zu finden.

Und schliesslich können begüterte Eltern ihren Kindern ganze Betriebe im Anschluss an die Berufslehre kaufen, in denen die frisch absolvierten Lehrlinge direkt zum Chef werden.

Fazit

Es stimmt, dass das Studieren an Universität, ETH oder PH nach einer Lehre ein mühsam zu erreichendes Ziel ist, da es oft ein langwieriger und teurer Umweg ist. Das duale Bildungssystem der Schweiz ist also vor allem für Schüler aus höheren Schichten eine Chance auf ein Studium oder für Lehrabgänger die Chance, dass die Eltern einen Betrieb für diese kaufen.

Wer sich nach der Berufsmaturität auf die Passerelle-Ergänzungsprüfung vorbereiten möchte, kann dies zwar an der Kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene (KME) in einem einjährigen Bildungsgang kostenlos machen, sofern er seit zwei Jahren seinen Wohn- und Steuersitz im Kanton Zürich hat; anderenfalls ist ein Schulgeld in Höhe von 15'400 CHF für das Jahr fällig. Allerdings übernehmen bestimmte Kantone die Kosten, wobei die Voraussetzungen variieren und teilweise vorgängig eine Kostengutschrift beantragt werden muss.

Wer das Aufnahmeverfahren an der KME hingegen nicht besteht, kann sich an einer Privatschule auf die Passerelle-Ergänzungsprüfung vorbereiten, muss dort aber unter Umständen über 20'000 CHF Schulgeld für das Jahr bezahlen.

Von einer Berufstätigkeit während der Passerelle-Vorbereitung wird abgeraten, da es sich um eine Vollzeit-Vorbereitung handelt.

Aber nicht nur der Weg von der Berufslehre bis zum Uni-Abschluss ist kostspielig. Auch Weiterbildungen sind teuer. Wer also unter den Berufsleuten nicht von zu Hause finanziell unterstützt wird, kann sich ausbildungsmässig in der Regel nicht verbessern und ist damit auch lohnmässig während des ganzen Lebens benachteiligt.

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Quellen

• Duales System | berufsbildung.ch (zuletzt aufgerufen: 30.6.2025)

• Kursdaten BMS | FMS Vorbereitung - Berufsmaturitätsschule - Lern-Forum (zuletzt aufgerufen: 30.6.2025)

• Editorial zur Lehre und Französisch: Es ist Zeit für eine echte Bildungsreform | Tages-Anzeiger (SonntagsZeitung) (zuletzt aufgerufen: 30.6.2025)

• Passerelle - KME (zuletzt aufgerufen: 30.6.2025)

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