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Warum wollen alle aufs Gymnasium?

Jedes Jahr nehmen ungefähr doppelt so viele Schüler an der Gymiprüfung teil, als am Ende auf das Gymnasium gehen, weil circa die Hälfte der Prüflinge durch die zentrale Aufnahmeprüfung (ZAP) fällt. Aber warum wollen alle aufs Gymnasium bzw. warum wollen so viel mehr Kinder aufs Gymnasium als dürfen?

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Inhaltsverzeichnis

Was ist das Gymnasium in der Schweiz?

Das Gymnasium in der Schweiz zählt zu den Mittelschulen. Beim Schweizer Gymnasium unterscheidet man je nach Kanton zwischen Langzeitgymnasium und Kurzzeitgymnasium, etwa im Kanton Zürich, wo das Langzeitgymnasium nach der 6. Klasse der Primarschule beginnt, während das Kurzzeitgymnasium nach der 2. oder 3. Sekundarklasse startet. 

Teilweise wird der Begriff Kantonsschule und Gymnasium synonym verwendet, was nicht ganz korrekt ist. Denn es kann einen Unterschied zwischen Gymnasium und Kantonsschule geben, wenn an einer Kantonsschule nicht nur ein Gymnasium, sondern noch weitere Mittelschultypen untergebracht sind, etwa eine Handelsmittelschule (HMS) und/oder eine Informatikmittelschule.

Und was kann man nach dem Gymnasium machen? Hat man das Gymnasium mit der gymnasialen Maturität abgeschlossen, kann man mit diesem Abschluss an der Universität, den Eidgenössisch Technischen Hochschulen (ETH, EPFL) oder den Pädagogischen Hochschulen studieren. Bei manchen Studienfächern gibt es jedoch spezielle Zulassungsbeschränkungen.

Lese auch unseren Artikel «Wie kommt man ins Gymnasium: Viele Wege führen ins Gymi».

Begründung: Warum Gymnasium?

Nicht nur anhand der hohen Prüflingsziffer bei der Gymiprüfung kann man ablesen, dass viele Schüler ans Gymnasium wollen. Es sind circa doppelt so viele Interessenten als am Ende die Gymiprüfung schaffen. Bei der Langgymi-Prüfung ist diese Durchfallquote seit Jahren ziemlich konstant, weshalb man auch von einer inoffiziellen Gymiquote spricht. 

Es gibt sogar Primarlehrer, die berichten, dass fast alle ihre Schüler ans Gymnasium möchten. Aber warum wollen alle aufs Gymnasium? Was ist die Begründung dafür? Die Gründe, aufs Gymnasium zu gehen, sind vielfältig; einige wesentliche Motivationen für das Gymnasium listen wir nachfolgend auf.

Gymnasiastinnen verdienen später mehr

Ein Motivator, auf das Gymnasium zu gehen, ist, dass man über eine gymnasial-akademische Laufbahn grundsätzlich Aussicht auf höhere Löhne hat.

Insbesondere Mädchen haben über den gymnasialen Weg und einen Akademiker-Job nach dem Universitätsstudium bessere Chancen auf einen höheren Lohn im Vergleich etwa zu einem EFZ-Beruf nach der Lehre, wie in einer Studie der Universität Lausanne festgestellt wurde.

Gruppenzwang: Freunde gehen auch aufs Gymnasium

Ein anderer Faktor, warum Schüler unbedingt ins Gymnasium wechseln möchten, ist der Gruppenzwang. Wenn ein Freund oder sogar der ganze Freundeskreis nach der Primar- oder Sekundarschule ans Gymnasium übertreten will, möchte man diese nahestehenden Personen nicht verlieren. 

Auch Kinder bzw. Jugendliche, die eigentlich nicht für das Gymnasium geeignet sind, entwickeln dann aus einem Gruppenzwang heraus den Wunsch, ebenfalls an das Gymnasium zu wechseln.

Schule besser als Arbeit

Ein weiterer Grund, warum heute so viele Schüler aufs Gymnasium wollen, ist der Ansehensverlust der Lehre. Gegenüber dem Online-Nachrichtenportal Watson sagte Martin Opplinger vom Ausbildungsverbund Aprentas, dass Schule als etwas Besseres wahrgenommen würde als Arbeit. Theorie würde als wichtiger betrachtet als die Praxis.

Dieses Bevorzugen des gymnasialen Weges gegenüber der Lehre wird genährt durch das immer noch weit verbreitete Ideal des Leistungsprinzips, wonach jeder alles erreichen könne, solange er sich nur anstrengen würde, und der Status sowie der Erfolg einer Person eben über dessen individuelle Leistung bestimmt würde. 

Akademiker-Eltern drängen Kinder ans Gymnasium

Bei der Frage «Warum wollen alle aufs Gymnasium?» spielen aber oftmals auch die Eltern eine entscheidende Rolle. 

Oft sind es Akademiker-Eltern, die ihre eigenen Kinder auch an der Universität sehen möchten, und diese daher ins Gymnasium drängen. Diese Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine ähnliche Ausbildung wie für sich selbst; wohl aus der Überzeugung, dass sie selbst damit am besten gefahren sind, insbesondere in Bezug auf die Höhe des Lohnes und die Arbeitsplatzsicherheit.

Das Gymnasiumgelte insbesondere bei Akademiker-Eltern immer noch als der «Königsweg», sagt Daniel Gebauer, Schulleiter und Geschäftsleitungsmitglied des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).

Neben der Sicherheit eines hohen Einkommens sei den Eltern aber auch das soziale Ansehen wichtig, das mit dem Besuch des Gymnasiums verbunden ist, wie ein Primarlehrer gegenüber dem SRF erzählt. Der Bildungsökonom Stefan C. Wolter sagt sogar, dass sich der soziale Status von der ökonomischen Leistungsfähigkeit entkoppelt habe. Akademiker-Eltern sei das Sozialprestige demnach wichtiger als der ökonomische Erfolg, während es bei Nichtakademiker-Eltern genau umgekehrt sei. 

Entsprechend bauen speziell die Akademiker-Eltern Druck auf, damit die Kinder alles tun, um den Sprung ins Gymnasium zu schaffen, selbst wenn sie eigentlich gar nicht für das Gymnasium geeignet sind oder einfach noch nicht bereit.

Wir empfehlen das Lesen folgender Artikel in diesem Zusammenhang:

  • «Macht Gymi-Druck der Eltern die Kinder krank?»
  • «Ist mein Kind fürs Gymnasium geeignet?»

Dabei muss man bedenken, dass ein gymnasialer Abschluss noch keine Garantie für ein gutes Einkommen und/oder Sozialprestige ist, da nicht jeder Gymnasiast studiert, nicht alle Studenten das Studium abschliessen und nicht jeder Akademiker in einem gut bezahlten Job landet.

Sind wirklich die Falschen am Gymnasium?

In den Medien kann man immer wieder lesen, dass Wissenschaftler wie die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern, die Erziehungswissenschaftlerin Margit Stamm oder auch der Bildungsökonom Stefan C. Wolter kritisieren, dass Schüler ans Gymnasium wechseln würden, die dort gar nicht hingehörten. 

Die Intelligenzforscherin Elsbeth Stern macht das etwa daran fest, dass viele Gymnasiasten unter dem für das Gymnasium erforderlichen IQ von 112 Punkten lägen. Circa ein Drittel der Mittelschüler würden nicht ans Gymnasium gehören.

Dem muss man allerdings entgegnen, dass man auch für einen Intelligenztest trainieren kann, weshalb die Aussagekraft von Intelligenztests beschränkt ist. Denn manche Kinder können aufgrund ihrer Hobbys oder anderer Vorkenntnisse besser auf einen Intelligenztest vorbereitet sein, ohne bewusst für den IQ-Test geübt zu haben.

Es kommt zwar vor, dass bestimmte Kinder auf dem Gymnasium grössere Schwierigkeiten haben als andere. Aber Kinder befinden sich noch in der Entwicklung, weshalb man nicht von Anfang an vorhersagen kann, wer sich soweit entwickelt, dass er das Gymnasium schafft und wer mangels Weiterentwicklung entweder bereits in der Gymi-Probezeit ausscheidet, die Klasse nicht schafft oder die Maturitätsprüfung nicht besteht. Viele Schüler entwickeln erst im Gymnasium das nötige Interesse am Schulstoff. Bei Kindern bzw. Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren ist noch vieles offen; ein pauschales Urteil über ihre Fähigkeiten, das Gymnasium zu schaffen, ist nicht möglich.

Teilweise steuern Lehrer die Schulwahl

Neben den Eltern spielen aber auch Lehrer eine entscheidende Rolle, wer aus der Klasse ans Gymnasium kommt. Dabei orientieren sich viele Lehrpersonen an der sozialen Herkunft und lenken Akademiker-Kinder ans Gymnasium, während Arbeiterkinder an die Sekundarschule bzw. Realschule gelenkt werden.

Zum einen wird von Fällen berichtet, bei denen Lehrpersonen Kindern von Nichtakademiker-Eltern den Sekundarschul-Abschluss empfohlen hätten, weil diese Kinder zu Hause niemanden hätten, der ihnen helfen könnte, wenn sie am Gymnasium beim Verstehen des Schulstoffes Unterstützung bräuchten. 

Zum anderen hätten Studien herausgefunden, dass Arbeiter-Kinder von den Lehrern strenger bewertet würden als Mittelschicht-Kinder.

Am besten in der 4. Klasse mit der Gymivorbereitung beginnen

Welches Gymnasium in Zürich?

Neben dem Warum stellt sich dann noch die Frage, auf welches Gymnasium man im Kanton Zürich gehen sollte. Dabei muss man sich zunächst fragen, ob man ans Langzeitgymnasium nach der 6. Primarklasse wechseln möchte oder an das Kurzzeitgymnasium nach der 2. oder 3. Sekundarklasse.

Lese dazu auch unsere Artikel:

  • «Unterschied Langzeitgymnasium und Kurzzeitgymnasium Zürich - was ist besser?»
  • «Sekundarschule oder Gymnasium (Sek oder Gymi): Was ist besser fürs Kind?»

Anschliessend stellt sich die Frage, welches Gymnasium-Profil man wählen sollte. Insgesamt kann man im Kanton Zürich 6 verschiedene Maturitätsprofile an den unterschiedlichen Gymnasien finden, wobei nicht jedes Gymnasium alle Profile anbietet:

  • Altsprachliches Profil
  • Neusprachliches Profil
  • Mathematisch-Naturwissenschaftliches Profil
  • Wirtschaftlich-Rechtliches Profil
  • Musisches Profil
  • Philosophisches/ Pädagogisches/ Psychologisches Profil

Hat man sich für ein Profil entschieden, muss man dasjenige Lang- bzw. Kurzgymnasium suchen, welches das gewünschte Gymnasium-Profil anbietet. Aber welche Gymnasien gibt es und welche Profile haben diese im Programm? Die Antworten dazu findest du in unserem Artikel «Alle Gymnasien im Kanton Zürich und ihre Gymnasium-Profile».

Bei der Auswahl des passenden Gymnasiums kann man sich auch noch von weiteren Kriterien leiten lassen. Zum einen kann man versuchen, ein Gymnasium zu finden, wo die Probezeit nicht so hart ist wie bei anderen Gymnasien. Zum anderen kann man auch in einem Gymnasium-Ranking schauen, dass man ein möglichst gutes Gymnasium findet.

Lese dazu auch unseren Artikel «Gymnasium-Zürich-Ranking: bestes Gymnasium im Kanton Zürich finden». 

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Quellen

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