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Bildungsaufstieg: Ist sozialer Aufstieg durch Bildung planbar?

Viele Schüler und deren Familien aus bildungsfernen Schichten versprechen sich durch einen Bildungsaufstieg insbesondere ein besseres Gehalt. Manche wollen gar in die kleine Schicht der gesellschaftlichen Elite aufsteigen.

Aber ist der soziale Aufstieg durch Bildung planbar, und falls ja, wie kann man ihn planen? Antworten auf diese Fragen geben wir im folgenden Beitrag.

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Inhaltsverzeichnis

 

Bildungsaufstieg als Hoffnung auf besseres Gehalt

Seit Jahren stagnieren die Reallöhne in der Schweiz. Zwar gab es im Jahr 2024 einen Zuwachs um 0,7 Prozent, aber angesichts des Rückganges in den Vorjahren liegen die Reallöhne trotzdem nur etwas über den Werten von 2015. Diese Reallohn-Stagnation macht sich insbesondere im unteren und mittleren Einkommensbereich deutlich bemerkbar. Denn die Mietpreise steigen und steigen; in den letzten 20 Jahren um 25 %. Auch die Krankenkassenbeiträge werden immer höher. Die Kaufkraft vieler Schweizer wird daher immer schwächer.

Den Traum vom Eigenheim können sich in der Schweiz erst Recht immer weniger Menschen erfüllen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Immobilienpreise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen in den letzten Jahren ebenfalls nur eine Richtung kannten: nach oben. Im Kanton Zürich sind die Bodenpreise in den letzten 20 Jahren sogar um ganze 300 Prozent gestiegen.

Da ist es nur verständlich, wenn Kinder aus bildungsfernen Familien im unteren und mittleren Einkommenssegment den Bildungsaufstieg versuchen, um einen Hochschulabschluss zu erlangen. Mit dem Uni-Abschluss in der Tasche hoffen sie auf ein besseres Gehalt, mit dem sie den Lebensstandard der Eltern halten oder bestenfalls toppen können.

Der Biologe Peter Turchin, der mathematische Berechnungen zur Erforschung geschichtlicher Zusammenhänge nutzt, würde in der Zunahme der Bildungsaufsteiger ein Zeichen der Krise sehen, wenn die Motivation darin bestünde, etwas vom Kuchen der Eliten abzubekommen, weil die Kuchenstücke für die unteren Schichten immer kleiner werden.

Wenn Gesellschaften im Zerfallsprozess seien, liesse sich beobachten, wie die bestehenden Eliten die sogenannte Reichtumspumpe in Gang gesetzt hätten, mit der sie den Reichtum aus steigender Wirtschafts-Produktivität zu sich umleiten würden - etwa durch Steuergeschenke. Dadurch würden die Massen verelenden und immer mehr Menschen aus den unteren Schichten würden versuchen, selbst zur Elite zu gehören, um zumindest einen Teil vom Kuchen zurückzubekommen. Das liesse sich auch an immer mehr Master- und Doktor-Abschlüssen an den Unis beobachten, wie man in der NZZ-Folio-Ausgabe vom September 2025 zum Thema Eliten lesen kann. In der Folge käme es zu einem Elitenüberschuss, bei dem die neuen Eliten versuchen würden, die alten Eliten zu verdrängen, was nur in 10 bis 15 Prozent der vergangenen Krisen ohne blutige Revolution oder Bürgerkrieg gelungen sei.

 

Herkunft entscheidet über Bildungschancen

Aber so einfach ist der soziale Aufstieg durch Bildung nicht. Zwar ist die Möglichkeit des Bildungsaufstieges in der Schweiz gegeben, aber die Schweizer Bildungsmobilität ist gering. Denn bis heute spielt die Herkunft eine grosse Rolle bei den Bildungschancen. Akademikerkinder hätten in der Schweiz doppelt so grosse Chancen, einen Uni-Abschluss zu erhalten, als Kinder von Nicht-Akademiker-Eltern, wie der Tagesanzeiger anhand von Daten der sogenannten TREE-Studie der Universität Bern herausgefunden haben will.

 

Kinder aus bildungsfernen Schichten hätten gemäss der Analyse des Tagesanzeigers nur geringe Bildungsaufstiegs-Chancen in der Gesellschaft. Und da die Herkunft nicht planbar ist, wäre der Bildungsaufstieg auch nur zu einem geringen Teil planbar. Als einer der Gründe, warum Herkunft so wichtig sei, wird gesagt, dass Nicht-Akademiker-Eltern ihre Kinder nicht motivieren würden, ans Gymnasium zu wechseln. Dagegen spricht aber, dass man im Leben auch Eigeninitiative zeigen muss, weshalb es vom Einzelfall abhängt, ob ein Kind aus bildungsfernen Schichten aufgrund eigener Motivation die gymnasiale Maturität anstrebt und alles mögliche daran setzt, ans Gymnasium übertreten zu können.

 

Früher Jus an Uni Bern und Zürich - heute Wirtschaft an HSG St. Gallen

Wer nicht nur den Lebensstandard halten will, den er von den Eltern kennt, oder diesen Lebensstandard etwas verbessern möchte, sondern gleich ganz nach oben will, zur Wirtschafts-Elite der Top-Manager, der braucht heute in der Regel auf jeden Fall ein Studium.

Während im Jahr 1910 von den Wirtschaftsführern 33 Prozent keinen Uni-Abschluss hatten, waren es im Jahr 2010 gerade noch 12 Prozent ohne Studium. Heute hat sich diese Zahl noch weiter verringert, woraus man folgern kann, dass es ohne Studium nicht in die TopEtage der Wirtschaftskonzerne geht.

Bildungsaufstieg allein reicht hier aber nicht, sondern es muss auch das richtige Studienfach an der richtigen Universität sein, um später einmal Top-Manager zu werden. Früher galten die juristischen Fakultäten der Universitäten Zürich und Bern als Kaderschmieden für die Wirtschaftselite. Mitte des 20. Jahrhunderts hatte ein Viertel der Wirtschaftsführer in der Schweiz einen Abschluss in Rechtswissenschaft in der Tasche. Heute ist es die Universität St. Gallen (HSG), an der die Top-Manager ausgebildet werden; aber nicht mehr in Rechtswissenschaften (Jus), sondern im Fach Wirtschaft. Im Anschluss empfiehlt es sich dann noch einen Master of Business Administration (MBA) zu machen, etwa an einer US– amerikanischen Elite-Universität wie Harvard.

Aber nicht nur das Studium ist entscheidend für die weitere Karriere, sondern auch das Unternehmen, in welchem man anfängt zu arbeiten. Eine Untersuchung hat ergeben, dass es nur 20 Unternehmen sind, in denen die meisten Top-Manager auf der Welt ihre Karriere begonnen haben.

Der Bildungsaufstieg in die Elite ist also durchaus planbar. Denn an welcher Uni man die Ausbildung nach dem Gymnasium beginnt, kann man planen. Auch kann man selbst auswählen, bei welchem Unternehmen man sich nach dem Studium bewirbt, um den Grundstein für seine spätere Karriere ins Top-Management zu legen. Dass man beim Wunschunternehmen tatsächlich angestellt wird, ist allerdings nicht planbar.

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Vorteile der Oberschicht abschauen

Beim Bildungsaufstieg aus den unteren Schichten gilt es aber noch andere Hindernisse zu überwinden. Denn Kinder aus der Oberschicht haben gegenüber den Kindern aus den unteren Schichten von Hause aus Vorteile in Schule, Studium und Beruf, wenn es darum geht, am Ende einen Top-Job zu bekommen. Und diese Vorteile sollten sich Kinder aus der Unter- und Mittelschicht abschauen, wenn sie aufsteigen möchten.

So gibt es zum Beispiel eine Studie, wonach Bewerber aus der Oberschicht mehr Erfolg in Bewerbungsgesprächen haben, weil sie zur Selbstüberschätzung neigen und dieses übergrosse Selbstvertrauen gut bei den Unternehmen ankommt. Bewerber aus der Unterund Mittelschicht sollten also lernen, mit grossem Selbstvertrauen aufzutreten.

Ausserdem haben Kinder aus der Oberschicht oft den Vorteil, dass das soziale Umfeld genau weiss, welche Schritte nötig sind, um den gewünschten Top-Job zu erlangen, weil dieses Umfeld selbst bereits in diesen Top-Jobs arbeitet. Die Kinder der Oberschicht profitieren also von Insiderwissen. Kinder aus unteren Schichten sind daher gut beraten, wenn sie sich darum bemühen, in die Kreise der Oberschicht zu gelangen, etwa durch den Beitritt in einen Tennis-, Segel- oder Golf-Club oder durch den Eintritt in eine Studentenverbindung.

 

Auch Aufstieg als Unternehmer und angestellte Führungskraft möglich

Der Aufstieg in die Oberschicht ist aber nicht nur über die Bildung und gut qualifizierte Jobs möglich, sondern auch etwa als erfolgreicher Unternehmer. Dazu benötigt man nicht zwingend eine gymnasiale Maturität. Man benötigt vor allem Startkapital, Risikobereitschaft, Geschäftssinn und Erfolg mit der Geschäftsidee. Steigt man in der Gesellschaft nicht durch mehr Bildung, sondern durch mehr Einkommen auf, spricht man auch von der Einkommensmobilität.

Die Einkommensmobilität ist in der Schweiz viel höher als die Bildungsmobilität. Das liegt insbesondere auch am dualen Bildungssystem der Schweiz, das den Einstieg in gut bezahlte Lehrberufe ermöglicht. Allerdings privilegiert das duale Bildungssystem zugleich die höheren Schichten, wenn zum Beispiel reiche Familien ihrem Kind ein Unternehmen kaufen und dieser Nachwuchs, der gerade erst die Berufslehre fertig gemacht hat, im Handumdrehen zum Chef des gekauften Unternehmens gemacht wird.

Die Wissenschaftlerin Veronica Schmiedgen hält das duale System jedoch für den Haupttreiber der Einkommensmobilität in der Schweiz. Viele Einkommensaufsteiger hätten die höhere Fachprüfung (HFP) in ihrem Beruf abgelegt, auch als eidgenössisches Meisterdiplom bekannt. Dieser Weg ist ohne Berufsmaturität möglich und natürlich auch für Angestellte offen.

Man kann also ganz ohne Matura in der Schweiz aufsteigen, zumindest einkommensmässig, denn mit der HFP ist man sogar zur Leitung eines Unternehmens qualifiziert. Zu den Top-Jobs in den Top-Etagen der grossen Konzerne führt dieser Weg allerdings nicht. Wer den Weg ins Top-Management von der Berufslehre aus gehen möchte, kommt in der Regel um das Uni-Studium nicht herum, welches man nach Berufsmaturitätsschule (BMS) und Passerelle-Ergänzungsprüfung auch als EFZ-Berufler machen kann. Mit einem EFZ-Beruf ist also ein Bildungsaufstieg in der Schweiz ebenfalls möglich und planbar, allerdings ist dieser Weg umständlicher.

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Quellen

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